Es ist ein Vergleich, der immer wieder auftaucht und von dem wahrscheinlich jede Schwangere bereits gehört hat. Manchmal kommen da Sätze wie “Geburt ist so anstrengend wie ein Marathonlauf“, „du bist nach einer Geburt genauso fertig, wie nach einem Marathonlauf“, wer gebären kann, kann auch einen Marathon laufen” und so weiter.
Ich unterrichte seit fast 14 Jahren Hypnobirthing und habe mit tausenden von schwangeren Frauen gearbeitet und sie auf die Geburt vorbereitet.
Seit 5 Jahren laufe ich mehrere Marathons und
Ultramarathons pro Jahr. Laufen ist meine Leidenschaft.
Und so möchte ich dir gerne mehr über diesen Vergleich erzählen.
Eine Geburt ist durchaus eine kraftvolle und anstrengende Tätigkeit. Ein Marathonlauf ist es natürlich auch. Stundenlang wird hier so ziemlich ohne Pause gelaufen und das 42,195 km lang. Ein Ultramarathon, also ein Lauf mit einer Distanz von mehr als 45 km kann auch bis zu 110km gehen und dauert somit wesentlich länger.
Es ist anstrengend, es gibt sicherlich auch einen Punkt, an dem man keine Lust mehr hat weiterzumachen. Genauso wie bei der Geburt. Dennoch, ein Schritt nach dem nächsten und bei der Geburt eine Wehe (Welle) nach der anderen und man ist am Ziel.
Ist dieser Vergleich somit valide?
Ein Marathon braucht Vorbereitung. Natürlich kann man es auch ohne viel Training versuchen. Aber selbst wenn man recht fit, wird ein Marathon ohne Training extrem schwierig, weil der Körper nicht gewohnt ist, so lange zu laufen. Man wird den Lauf auf jeden Fall nicht so genießen können. Natürlich steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen, da die Muskeln, Sehnen und Gelenke sind durch ein fehlendes Training weniger widerstandsfähig. Ein Trainingsplan wird einem das Leben einfacher machen, und die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg wesentlich erhöhen.
Bei der Geburt verhält es sich sehr ähnlich. Ohne jegliche Vorbereitung, ohne zu wissen, was genau auf einen zukommen wird und was gemacht werden kann, um mit der Intensität der Geburt umzugehen, wird Geburt schwer. Vielleicht angstmachend, schmerzvoll. Ein Kraftakt. Wenn die Schwangere sich allerdings vorbereitet - körperlich aber vor allem auch mental, dann ist auch hier die Wahrscheinlichkeit von einem positiven Ergebnis wesentlich größer.
Der Körper kann mit Yoga, Schwimmen oder Schwangerschaftsgymnastik fit und flexibel gehalten werden. Der Beckenboden sollte nicht ganz in den Hintergrund dringen. Vor allem die Dammmassage bereitet den Damm auf die Geburt vor. Hier wird das Gewebe durch die Massage elastischer und dehnbarer gemacht. Ein Verletzungsrisiko wird reduziert.
Insbesondere mental ist es wichtig sich vorzubereiten. Wie kontrolliere ist meine Gedanken, wenn diese negativ werden und Selbstzweifel aufkommen? Was mache ich, wenn ich ängstlich werde? Wie komme ich aus diesem Angst- und Verspannungszustand wieder raus? Oder wie schaffe ich es hier gar nicht erst reinzukommen?
All das sind Dinge, die Teil eines Hypnobirthing Kurses sind. Hier wird das Mentale trainiert, so dass frau auch in einer ungewöhnlichen Situation wie der Geburt, in der Lage ist, bei sich selbst und in Kontrolle zu bleiben.
Um für einen Marathon zu trainieren, reicht es 3 bis 4 Mal die Woche laufen zu gehen. Du wirst vielleicht in den ersten oder zweiten Platz belegen, aber du wirst erfolgreich ans Ziel kommen, wenn du trainierst. Ich spreche aus Erfahrung.
Bei den Hypnobirthing Übungen ist es genauso. Es ist nicht nötig, jeden Tag zu üben. Aber mit einem Training von 3 Mal in der Woche, konditioniert man seinen Körper so, dass Entspannung und Loslassen automatisch passieren.
Beim Laufen, aber auch bei anderen sportlichen Tätigkeiten, die repetitiv sind und Ausdauer erfordern, kommt man in einen Flow Zustand. Laufen kann eine Art von Bewegungsmeditation sein, die das Bewusstsein in einen Zustand des Zens transformieren. Das Zeitgefühl geht verloren, der Kopf wird ganz leer. Alles was zählt, ist der Atem und die Bewegung. Beides ist in Harmonie.
Auch bei der Geburt kann dieser Zustand erlebt werden. Wenn man eins wird mit seinem Körper und seinem Atem, kann man genau diesen Flowzustand erleben. Das Zeitgefühl verschwindet und alles um einen herum wird nicht mehr wahrgenommen. Da der Körper gelernt hat nicht zu verkrampfen, auch wenn es unangenehm ist, wird der Schmerz nicht mehr so wahrgenommen. Auch hier kommt die Gemeinsamkeit mit einem Marathon auf, nämlich das Schmerzempfinden. Sportler bemerken Schmerzen oft erst nach dem Lauf. Sie sind sich einer Verletzung manchmal garnicht bewußt. Bei der Geburt kann es der Gebärenden genau so ergehen.
Ein langer Lauf ist anstrengend. Man kommt oft an seine Grenzen, vielleicht tun die Beine weh, es gibt eine Blase am Fuß aber dennoch einmal im Ziel angekommen, sind die Strapazen vergessen.
Auch bei der Geburt ist es so. Auch hier kann frau das Gefühl bekommen, dass sie nicht mehr kann und will, es kann Momente des Schmerzes geben, auch hier können körperliche Grenzen angetastet werden, aber sobald das Baby da ist, ist so vieles vergessen.
Der Marathonlauf ist ein Zustand, ziemlich ohne Pause. Natürlich kann man auch etwas zwischendurch gehen, aber man bleibt normalerweise in Bewegung. Man setzt sich beim Marathon nicht hin und erholt sich.
Bei der Geburt hat man Pausen. Die Wehen (Wellen) kommen und gehen. Oft fängt die Geburt mit leichten Kontraktionen an, zwischen denen lange Pausen sind. Sie werden mit der Zeit intensiver. Ein Marathon ist immer von Null auf hundert…
Marathon ist viel anstrengender, da man immer in Bewegung ist. Der Puls ist konstant erhöht, die Atmung geht schneller, der Körper ist quasi im Stress…
Die Geburt dagegen kann auch liegend oder sitzend erlebt werden. Durch die Pausen zwischen den Kontraktionen, kann man immer wieder neu Kraft tanken. Vor allem wenn Frauen gelernt haben, wie sie trotz der Intensität loslassen können, kann Geburt unter einem Zustand der Tiefenentspannung stattfinden.
Ein langer Lauf ist mit einer großen Belastung für Muskeln, Bänder und Gelenke verbunden.
Durch die immer gleiche Bewegung entstehen im Körper Entzündungsreaktionen, die als Schmerz empfunden werden. Oft müssen Athleten die Zähne zusammenbeißen, um ans Ziel zu kommen. Die Fähigkeit das Unangenehme auszuhalten, gehört zu einem Marathon und noch mehr zu einem Ultramarathon dazu. Auf der anderen Seite schüttet der Körper in diesem Zustand so viele Endorphine aus, dass die Schmerzen oft erst Stunden nach dem Lauf gespürt werden, nachdem die Endorphine wieder abgebaut wurden.
Das Schmerzempfinden bei der Geburt ist generell höher als bei einem Marathonlauf. Eine Geburt ist in der Regel aus länger als die 42,195 km, die bei einem Marathon zu bewältigen sind. Oft sind die Schmerzen bei der Geburt aber mit einem zu starken Verkrampfen verbunden. Das passiert, weil Frauen nicht gelernt haben, was genau sie tun müssen, um mit diesem Schmerz besser umzugehen.
Die allergrößte Gemeinsamkeit ist die Vorbereitung. Auch ein erster Marathon kann erfolgreich gemeistert werden, wenn die Vorbereitung stimmt, das Training, die Ernährung und natürlich auch das Mindset.
Bei der Geburt ist es ganz gleich, mit dem Unterschied, dass die Vorbereitung nicht vor allem auf körperlicher Ebene, sondern mentaler stattfinden muss. Je besser eine Frau sich mental vorbereitet hat, je besser die Atemtechniken und Methoden zur Entspannung klappen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass deine Geburt positiv verläuft.
In meinem modernen
Hypnobirthing online Kurs lernst du alles was du brauchst, um dich gut auf die Geburt vorbereitet zu fühlen. Natürlich musst du, wie beim Marathontraining immer wieder üben, bis der Körper und auch dein Geist gelernt haben, in einen Zustand der Entspannung zu gehen, auch wenn das Äußere etwas stressig ist und gerade viel in deinem Körper passiert. Aber alles ist möglich und mein Kurs gibt dir Schritt für Schritt die Methoden und das Wissen, damit auch du deine Geburt als etwas Wunderbares und Positives erleben kannst.