Wie Geburt in den Medien dargestellt wird

Katharina Otreba

1. Die Fruchtblase platzt in der Regel erst Stunden nachdem die Wehen eingesetzt haben

Die Wehen (oder am Anfang nur ein relativ leichtes Ziehen) setzen in regelmäßigen Abständen ein. Das heißt es gibt ein Ziehen und Anspannen der Gebärmuttermusekeln, welches ca 45 Sekunden andauert und wieder verschwindet. Dann kommt eine Wehenpause, wo alles ganz normal ist.

Nach 15 bis 10 Minuten setzt wieder dieses Ziehen ein. Die Geburtswehen kommen in sehr regelmäßigen Abständen, die sich mit der Zeit verkürzen. Zuerst kommen die Wehen vielleicht nur alle 15 Minuten, dann alle 10 Minuten, dann all 5 Minuten.

Gleichzeitig verändert sich auch die Länge der Wehen. Am Anfang dauert eine Wehe ca 45 Sekunden und später bis zu 90 Sekunden. Zwischendurch kommt wieder eine Pause. Auch wenn die Pausen zum Schluß immer kleiner werden, gibt es sie in der Regel.

Diese Steigerung hat den Vorteil, dass der Körper so die Zeit hat, sich an die Intensität der Wehen zu gewöhnen. Auch wenn es sich komisch anhört, wir Menschen können uns an Schmerz gewöhnen. Wir können Schmerzen auch veratmen und die Aufmerksamkeit von ihnen lenken aber das ist ein anderes Thema.

Aber jetzt zurück zu dem Platzen der Fruchtblase. Manchmal passiert es relativ am Anfang der Geburt, mit den allerersten Wehen. Am häufigsten platzt die Fruchtblase in der Mitte der Geburt, oft wenn man bereits schon im Krankenhaus ist und manchmal sogar erst ganz am Ende der Geburt.

Oft platzt die Fruchtblase tatsächlich so, dass ein Schwall von Wasser kommt. Es kann aber auch sein, dass sie nur ein klein wenig aufreißt und das Fruchtwasser einfach nur leicht tröpfelt. Auch das ist ganz normal. Es sollte aber im Hinterkopf behalten werden, dass ein Tröpfeln um den Entbindungstermin herum, sehr wahrscheinlich das Fruchtwasser ist.

2. Wenn die Fruchtblase platzt, muss man sofort in das Krankenhaus

Ja und nein. Dieses hängt davon ab, ob das Baby sich bereits abgesenkt hat und mit dem Kopf tief im Becken liegt oder noch nicht. Ein paar Wochen vor der Geburt beginnen Babys tiefer ins Becken zu rutschen.

Irgendwann sind sie in Position Null, das heißt sie werden jetzt tief im Becken bleiben und können erst dann weiter nach unten rutschen, wenn der Muttermund sich öffnet. Wenn du weißt, dass dein Baby ganz in der Beckenmitte ist (das wird oft bei der letzten Untersuchung vom Frauenarzt bestätigt), dann kann nichts passieren auch wenn die Fruchtblase am Anfang platzen sollte. Das heißt, du darfst etwas zuhause bleiben und schauen, ob die Wehen sich intensivieren.

Wenn du allerdings nicht sicher bist, ob das Baby in der Beckenmitte ist oder nicht, oder der Bauch auch ganz am Ende der Schwangerschaft noch relativ weit oben und gleich unter der Brust ist, dann solltest du lieber bei einem frühen Blasensprung ins Krankenhaus fahren. Am besten du machst das liegend, damit die Schwerkraft nicht allzu viel mithelfen kann.

Wenn das Baby nicht ins Becken gerutscht ist, aber die Fruchtblase bereits am Anfang der Geburt aufgeht, gibt es ein sehr kleines Risiko (aber es ist ein Risiko), dass die Nabelschnur vor den Kopf des Babys rutschen könnte. Wenn das Baby sich jetzt weiter nach unten bewegt, so könnte es sich seine Nabelschnur abklemmen. Man nennt dies den Nabelschnurvorfall. Deshalb wird empfohlen, besser liegend und ganz bald ins Krankenhaus zu fahren.

3. Das Baby wird mit der allergrößten Kraftaufwendung herausgepresst

Ein Bild das definitiv im Kopf einer Frau hängen bleibt ist wie kraftauftreibend die letzte Phase der Geburt sein kann. In den Medien wird uns ein schweißüberdecktes Gesicht gezeigt, rot und verzerrt. Dabei eine Frau, die auf alles und vor allen ihren Partner wütend ist.

Aber ist das tatsächlich immer so?

Die Antwort ist auch hier ja und nein. Manche Frauen haben ein überwältigendes Bedürfnis das Baby herauszupressen. Andere wiederrum haben das Verlangen danach, mit kraftvollem Atmen, aber dennoch sanft das Baby herauszuschieben.

Eine Wehe ist eine Muskelkontraktion. Das heißt eine Anspannung, die oben beginnt und nach unten zum Muttermund geht. Auf diese Art und Weise wird auch das Baby immer weiter nach unten geschoben. Das heißt der Körper hat auch das Bedürfnis des Schiebens und die Frau sollte dem nachgehen.

Es ist dennoch ein Unterschied, ob während jeder Wehe der Atem angehalten wird und mit enormer Kraft zum Damm hin gepresst wird (somit steht der Damm unter einer solchen Spannung, dass ein Reißen wahrscheinlicher ist), oder ob die Frau weiterhin atmet und das Baby mit Energie nach unten schiebt.

Das Pressen gilt inzwischen an immer mehr Geburtsorten als veraltet. Es kann sehr positiv sein, dass Pressen mit einem kraftvollen Schieben und einer speziellen Geburtsatmung zu ersetzen. Nicht nur für die Gebärende, auch für das Baby.

Es macht viel Sinn sich mit einem normalen Ablauf der Geburt zu beschäftigen. Vorbereitung ist extrem wichtig, um Enttäuschungen zu vermeiden aber auch, um sich nicht überrumpelt zu fühlen. Eine gute und einfach zu folgende Aufklärung und Wissensvermittlung zum Geburtsablauf gehört zu meinem Hypnobirthing Kurs dazu.

Natürlich lernst du auch Atemtechniken für alle Phasen der Geburt, auch damit du eine Alternative zum Pressen hast.
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